Die Strategien der Konfliktbewältigung bei der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten in deutschen Kommunen standen im Mittelpunkt eines Workshops mit Vertreterinnen und Vertretern der Praxis und Wissenschaft am 17. Februar in Bonn. Der Erfahrungsaustausch im Rahmen des Verbundprojekts ‚Flucht: Forschung und Transfer‘ zeigt: Politik wie Wissenschaft können vom lokalen Wissen der Praktiker in Städten und Gemeinden lernen.

An dem vom BICC (Internationales Konversionszentrum Bonn) organisierten Workshop nahmen 25 Personen, darunter Bürgermeister, Integrationsbeauftragte, Sozialarbeiter, Betreiber von Flüchtlingsunterkünften sowie Vertreterinnen und Vertreter aus zivilgesellschaftlichen Initiativen, Konfliktberatung und Wissenschaft, teil, um über Konflikte im Kontext der Aufnahme und Unterbringung von Geflüchteten in Kommunen zu beraten.

Dokumentation zum Workshop (PDF)

Ihr Fazit: Für eine inklusive Konfliktbewältigungsstrategie seien Bürgerbeteiligung, Konfliktmediation und Netzwerkbildung vor Ort ebenso entscheidend wie eine klare Haltung gegen Rassismus und Extremismus. Hier müssten Entscheidungskompetenzen und Instrumente der Integrations- und Sozialarbeit gezielt und langfristig genutzt und zur Gewaltprävention eingesetzt werden. Dies gelte auch für Konflikte, die dann entstehen, wenn Geflüchtete „ohne Bleibeperspektive“ in Gemeinschaftsunterkünften über eine sehr lange Zeit auf engem Raum zusammenleben müssen und von Möglichkeiten der gesellschaftlichen Teilhabe ausgeschlossen werden. Kommunen müssten mit ausreichenden Mitteln ausgestattet werden, um angemessen auf aufkeimende Konflikte reagieren zu können. „Mobile Einsatzteams der Konfliktberatung“, die im Krisenfall in ganz NRW flexibel eingesetzt werden könnten, seien wünschenswert.

Der Workshop verdeutlichte, dass lokale Kompetenzen und Akteure aus der kommunalen Verwaltung in den für flüchtlingspolitische Fragen entscheidenden Gremien auf Landes- und Bundesebene besser eingebunden werden müssten. Conrad Schetter, wissenschaftlicher Direktor des BICC, betont wie wichtig die Zusammenarbeit auch von Wissenschaft und Praxis ist: „Ein intensiver Erfahrungsaustausch zwischen Wissenschaft und Praxis ist nicht nur dringend nötig, um Forschungslücken zu schließen, sondern auch um Politik und Verwaltung adäquate Empfehlungen zur Bewältigung bestehender und zukünftiger Konflikte an die Hand zu geben.“

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse aufzubereiten und mit dem vielfältigen Erfahrungswissen von Akteuren aus der Praxis zu verknüpfen, ist eines der Ziele des vom Bundesministerium für Bildung und Forschung (BMBF) über zwei Jahre geförderten Projektes „Flucht: Forschung und Transfer“ des Instituts für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und BICC, das die Ergebnisse des Workshops in einem umfassenden Bericht veröffentlichen wird.

Weitere Informationen zum Workshop

  • Dr. Benjamin Etzold
  • Email
  • (0)228 911 96 – 24 / -0

 

Dr. Benjamin Etzold (BICC) führte durch die Veranstaltung, die durch unterschiedliche Gesprächsformate einen intensiven Erfahrungsaustausch untereinander ermöglichte.

 

In einer Arbeitsgruppe diskutieren Inga Zimmermann (Flüchtlingsrat NRW), Stefan Raetz (Bürgermeister der Stadt Rheinbach), Simone Christ (BICC), Coletta Manemann (Integrationsbeauftragte der Stadt Bonn) und Conrad Schetter (BICC) geeignete Strategien der Konfliktmediation.

 

Hagen Berndt (Forum ziviler Friedensdienst) im Austausch mit Johannes Maaser (Stadt Marburg), Andreas Pamp (Kommunale Gemeinschaftsstelle für Verwaltungsmanagement) und Verena Schulze-Palstring (IMIS).

Zentrale Ergebnisse der Diskussion wurden anschaulich durch Volker Voigt visualisiert.