Zeiterfahrung - Zeitdeutung - Zeitgeschichte: Eva Gabriele Reichmann


Projektart Projekt der Institution
Finanzierung
Themen
  • Gewaltmigration
  • sonstiges
Disziplinen
  • Geschichtswissenschaften
  • Soziologie
Projektwebseite www.zeitgeschichte-hamburg.de
Geographischer Fokus
  • Deutschland, Großbritannien
Institutionen
Beteiligte Personen
  • PD Dr. Kirsten Heinsohn
    • Leitung
Kurzbeschreibung

Das Projekt soll einen Beitrag zu zwei historischen Fragekomplexen liefern: Zum einen wird der Selbstbeschreibung und dem Selbstverständnis einer jüdischen Wissenschaftlerin im Spannungsfeld zwischen Leben in Deutschland, erzwungener Emigration und beruflichem Erfolg im Exilland England nachgegangen. Als zweites Thema ist der Zusammenhang zwischen dem Erlebten und der daraus folgenden Zeitdeutung vorgesehen. Eva Gabriele Reichmann, 1897 in Oberschlesien geboren, arbeitete seit 1924 als kulturpolitische Referentin für den "Central Verein deutscher Staatsbürger jüdischen Glaubens" (C.V.) in Berlin. Nach der Internierung ihres Mannes in Sachsenhausen und seiner Freilassung 1938/1939 floh das Ehepaar nach London. Dort promovierte sie 1945 zum zweiten Mal. Ihre Arbeit zum Thema "The Social Sources of National-Socialists Antisemitism" wurde 1950 publiziert. 1954 erschien dieses Werk erstmals in deutscher Sprache ("Flucht in den Haß. Die Ursachen der deutschen Judenkatastrophe"). Dieses Buch bietet eine soziologische und sozialpsychologische Analyse des deutschen Antisemitismus und seiner Folgen und gilt bis heute als ein Standardwerk der Antisemitismusforschung. Nach ihrer Pensionierung 1959 arbeitete Eva Reichmann weiterhin als Dozentin und Publizistin, so vor allem in der "Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit". In diesem Kontext hielt sie auch Vorträge in Deutschland; besonders beachtet waren dabei ihre Reden auf den Evangelischen Kirchentagen 1963 und 1967. In den sechziger und siebziger Jahren veröffentlichte sie zwei weitere wichtige Beiträge zur historischen Soziologie der deutschen Juden. Im fortgeschrittenen Alter erhielt Eva Reichmann mehrere große Auszeichnungen, so 1970 die Buber-Rosenzweig-Medaille des Koordinierungsrates der "Gesellschaften für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit", 1982 den Moses-Mendelssohn-Preis des Landes Berlin, 1983 das Große Bundesverdienstkreuz. Im September 1998, im Alter von 101 Jahren, verstarb Eva Reichmann in London.

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