Die Bildungsteilhabe junger Flüchtlinge. Biographische und strukturelle Faktoren der Teilhabe in München und Toronto


Projektart Promotion
Finanzierung
Themen
  • Aufnahme und Integration
Disziplinen
  • Erziehungswissenschaften
Laufzeit 01/2012 ‒ 12/2016
Geographischer Fokus
  • Kanada
  • Deutschland
Institutionen
Beteiligte Personen
  • Annette Korntheuer
    • Leitung
  • Prof. Dr. Rudolf Tippelt
    • Betreuung
Kurzbeschreibung

Bildungsteilhabe ist ein zentraler Faktor und Indikator für gelingende Integration. Die Ermöglichung von Teilhabe junger Flüchtlinge am Bildungssystem ist eine dringliche gesellschaftliche Aufgabe. Aktualität und Brisanz erfährt das Thema in Deutschland durch den starken Anstieg der Zahlen von AsylbewerberInnen und Geflüchteten. München und Toronto sind multikulturelle Ballungszentren mit einem hohen Anteil an Bevöl-kerung mit Fluchthintergrund. Kinder, Jugendliche und junge Erwachsene stellen in beiden Ländern einen großen Teil dieser Bevölkerungsgruppe dar. Dennoch befassten sich Forschungsarbeiten bisher vorwiegend mit der Situation von Jugendlichen mit Migrationshintergrund im Bildungssystem. Die spezifische Situation von Flüchtlingsjugendlichen wurde nur randständig in den Blick genommen. Innerhalb eines explorativen Designs untersucht diese Studie Bildungserfahrungen junger Flüchtlinge sowie Bildungsstrukturen für diese Bevölkerungsgruppe in zwei differenten urbanen Zentren. Die Fälle München und Toronto verweisen hier auf wichtige Unterschiede in Gesellschafts-, Asyl- und Bildungssystem. Theorieaussagen müssen im Feld der Intersektion Bildungsforschung und Flüchtlingsforschung erst generiert werden. Die vorliegende Arbeit bietet insofern wichtige theoretische Erkenntnisse zu strukturellen und biographischen Faktoren der Bildungsteilhabe junger Geflüchteter und gibt zudem Hinweise auf praktische Handlungsstrategien. Die Rekonstruktion von Bildungserfahrungen junger Flüchtlinge und die Analyse ihrer Bildungstrukturen verdichten sich zu drei wichtigen Faktorenbereichen ihrer Bildungsteilhabe. 1) Gruppenspezifisch sind die Biographien der InterviewpartnerInnen von ihren Erfahrungen der Pre-, Trans- und Postflucht geprägt. Sie müssen sich mit Verlusterfahrungen, traumatischen Erlebnissen und erschwerten Akkulturationsbedingungen in den Aufnahmestaaten auseinander setzen. Aufgrund ihrer Lebenslagen entwickeln sie jedoch häufig auch Resilienz, Bildungsmotivation und hohe Bildungsaspirationen als biographisch geformte Ressourcen. Diese Studie gibt wichtige Hinweise innerhalb welcher sozialer und personaler Prozesse sich diese entwickeln, stabilisieren und destabilisieren. 2) Strukturell ist die Bildungsteilhabe junger Flüchtlinge durch Einschränkungen aufgrund institutioneller und struktureller Barrieren gekennzeichnet. Es kann zu institutioneller und struktureller Diskriminierung kommen. Spezifisch für die Gruppe der AsylbewerberInnen bilden Überlappungen zwischen Asyl- und Bildungssystem Exklusionsmechanismen. 3) Im Zuge der Betrachtung der zwei Fälle München und Toronto wird die Bedeutung gesellschaftlicher Integrationsphilosophien als Differenzierung von Assimilation versus Multikulturalismus deutlich. Es kommt jedoch in beiden nationalen Kontexten zu Marginalisierungstendenzen gegenüber AsylbewerberInnen. Die Analyse der Strukturen in formalen, non-formalen und informellen Bildungsmodalitäten zeigt auf, dass in Toronto ein breiter Zugang zum allgemeinbildenden Schulsystem besteht, während in München Bildung für junge Flüchtlinge vornehmlich im Bereich der dualen Berufsausbildung situiert wird. An beiden Orten entstehen unterschiedliche vulnerable Gruppen, die besonders von Exklusionsmechanismen betroffen sind. Die Erkenntnisse der vorliegenden Arbeit machen deutlich, dass als praktische Handlungsstrategien zur Stärkung der Inklusion junger Flüchtlinge im Bildungssystem Ansätze des Empowerments und der Advocacy und die verstärkte Miteinbeziehung von ethnischen und religiösen Communities sowie Mentoringprogramme in den Bildungssettings angeregt werden können. Politische Interventionen soll-ten zum Abbau restriktiver Asylregelung führen und Integration als politische Zieldimension für junge Flüchtlinge definieren.

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