Transnationale Familien, in denen Familienmitglieder im Herkunftsland verbleiben, während ein oder mehrere Familienmitglieder ins Ausland migrieren, sind ein Phänomen, das seit Ende der 1990er Jahre verstärkt in den Fokus der Wissenschaft gerückt ist. Jedoch beschäftigen sich bis jetzt nur wenige Studien umfassend mit transnationalen Familienkonstellationen im Kontext von Fluchtmigration. Sowohl die ursprüngliche Migrationsentscheidung als auch die Situation im Zielland hängen dabei nicht alleine von den migrierenden Individuen, sondern auch von ihrem familiären Kontext ab. Ziel des Projektes ist es daher, zu untersuchen, welcher Zusammenhang zwischen unterschiedlichen Familienkonstellationen und den durch die Flucht bedingten Veränderungen und dem Leben der geflüchteten Personen in Deutschland besteht.
Das in Kooperation mit dem Forschungszentrum des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge durchgeführte Projekt analysiert dabei, welche Formen, Strukturen und regionale Verortung transnationale Familien aufweisen. Darüber hinaus werden Veränderungen beleuchtet, die durch den Verbleib der Migrantinnen und Migranten im Zielland, Weiterwanderung oder deren Rückkehr ins Herkunftsland oder Familienzusammenführung ausgelöst sind.
Durch die mit der Migration verbundene räumliche Trennung einzelner Familienmitglieder verändern sich die Beziehungen innerhalb einer Familie: Es soll daher außerdem untersucht werden, wie die Beziehungen zu den zurückgebliebenen Familienmitgliedern im Herkunftsland gepflegt werden sowie welche familiären Alltagspraktiken und Austauschprozesse existieren. Des Weiteren sollen im Rahmen dieser Studie auch die Wechselwirkungen zwischen Familienkonstellationen und sozialen Netzwerken bzw. der sozialen Einbindung in Deutschland herausgearbeitet werden.
Das Projekt basiert auf einer quantitativen Befragung von geflüchteten Frauen und Männern im Alter von 18 bis 45 Jahren, die in den vergangenen fünf Jahren aus Eritrea und Syrien nach Deutschland migriert sind. Die empirische Untersuchung konzentriert sich damit auf zwei Staaten, die in den vergangenen Jahren als Herkunftsregionen für die Entwicklung des Migrationsgeschehens in Deutschland von besonderer Bedeutung waren und – aller Voraussicht nach – für die zukünftige Entwicklung weiterhin von zentraler Relevanz sein werden. Es ist dabei eine zweistufige Stichprobenziehung auf Basis des Ausländerzentralregisters geplant, bei der in einem ersten Schritt eine Auswahl der Ausländerbehörden und in einem zweiten Schritt eine Zufallsauswahl an Personen erfolgen soll.
Die quantitative Erhebung wird zusätzlich um eine qualitative Befragung ergänzt, die vertiefende Informationen zu den familiären Konstellationen erfasst.