2015 schreibt mit den weltweiten Krisen einen neuen Rekord der Flüchtlingszahlen und stellt europäische Aufnahmeländer vor große Herausforderungen: Ghettobildung im größten „Flüchtlingsland“ Schweden, gefolgt von populistischen Bewegungen wie PEGIDA in Deutschland und dem überforderten Erstaufnahmeland Italien, Gewaltanstieg gegen Asylsuchende in Griechenland, Flüchtlingszelte als unhaltbare Endstationen in Transitländern wie der Türkei und Slowenien. Neben gesamtpolitischen Fragestellungen, drängen die des städtischen Alltagslebens und des neuen Miteinanders, das sich zwischen der Mehrheitsgesellschaft und den Flüchtlingen gestaltet. Oft stabilisieren sich in Aufnahmegesellschaften Vorurteile und Vorbehalte, die beidseits kaum durchbrochen werden: da Flüchtlingen gesellschaftliche Teilhabechancen und Wege der Kommunikation fehlen, bestehen kaum Begegnungsmöglichkeiten mit Einheimischen (Kontakthypothese). Dies behindert massiv die soziale Integration von Flüchtlingen (2013 Bundesamt für Migration und Flüchtlinge), nährt neue Wellen von „Ausländerfeindlichkeiten“ und lässt die Mehrheitsgesellschaft unvorbereitet für das interkulturelle Miteinander in Einwanderungsgesellschaften. Bildungsinstitutionen können hier in eine Schlüsselrolle im Spannungsfeld von Integration und Separation dieser zwei gesellschaftlichen Gruppen einnehmen. Zwar ist die Bildungslandschaft von Inklusionsdebatten geprägt (European Agency/UNESCO) und das Fachpersonal ist auf das Erlernen interkultureller Kompetenzen angewiesen, um erfolgreich mit heterogenen Gruppen arbeiten zu können, doch ist die Zielgruppe der Flüchtlinge eine Leerstelle. Der neue Begriff „inkludierende Erwachsenenbildung“ (2012 Kil) versucht diese Lücke zu greifen und möchte eine umfassende Verpflichtung der Erwachsenenbildung auf Inklusion vorantreiben. Dies bedeutet die Zugänglichkeit von Bildungsangeboten für alle Menschen unabhängig auch von ""(..) ethnischer Zugehörigkeit und (..) sozialen oder ökonomischen Voraussetzungen"". Gerade erwachsene und ältere Flüchtlinge geraten hier in den Blickpunkt einer von gesellschaftlicher Exklusion bedrohten Gruppe. OUT-SIDE-IN setzt sich daher zum Ziel Multiplikator_innen für die Inklusion von Flüchtlingen in die Erwachsenenbildungen zu qualifizieren um neue Räume und Kommunikationswege für Begegnung zu schaffen, Vorurteile beider Seiten aufzuweichen und das Bewusstsein für Multiperspektivität in der Einwanderungsgesellschaft zu fördern. Hierzu formuliert Out-Side-In neue Grundsätze für eine inkludierende Lehrkompetenz in der Erwachsenenbildung mit Flüchtlingen (siehe nächste Frage) und entwickelt ein entsprechendes 5-Modul-Programm für Multiplikatoren: A. Mikroebene des Unterrichts: 1. Hintergrundwissen und Selbstreflexion zur Zielgruppe Flüchtlinge (kognitiv, affektiv) 2. Übungsanleitung zum vorurteilsarmen Miteinander in Lernendengruppen mit Flüchtlingen (behavioral) 3. Leitung von Gruppenreflexionen zum Vorurteilsabbau in Gruppen mit Flüchtlingen (kognitiv, affektiv) 4. Inkludierende Kommunikationskompetenz durch innovative kreative Moderationsmethoden
B. Mesoebene der Bildungsorganisation: 5. Nachhaltige Outreach-Strategien für die Zielgruppe Flüchtlinge
Mit 9 Partnern in den 6 genannten Ländern, wird Out-Side-In Bedarfsanalysen erheben, umfassendes pädagogisches Material und Methoden speziell für Lernendengruppen mit Flüchtlingen entwickeln und testen, 150 Multiplikatoren schulen und zur nachhaltigen Implementierung als Mentoren begleiten und sämtliche Ergebnisse der Öffentlichkeit durch open-access zur Verfügung stellen. Out-Side-In stellt Ergebnisse bereit, die - das Fachpersonal in interkulturellen Lehrkompetenzen der kreativen Gruppenmoderation mit Flüchtlingen professionalisiert, - Bewusstsein für Multiperspektivität bei der Mehrheitsgesellschaft und Flüchtlingen schaffen, - Vorurteile für ein neues Miteinander abbauen, - Teilhabechancen von Flüchtlingen in Bildungsangeboten ermöglichen, - Begegnungsmöglichkeiten zwischen heterogenen Gruppen gestalten, die nachhaltig inklusivere Gesellschaften vorantreiben.
Out-Side-In umfasst 3 Zielgruppen a. Primäre: Fachpersonal der Erwachsenenbildung b. Sekundäre: Flüchtlinge (Minderheit) c. Sekundäre: Teilnehmende (Mehrheitsgesellschaft) in Bildungsangeboten der Erwachsenenbildung Out-Side-In arbeitet in einem internationalen Team mit Experten für Flüchtlingsarbeit, Erwachsenenbildung, kreativen Lehrmethoden und Wissenschaft. Die Partner befinden sich in Erst-, Transit- und klassischen Aufnahmeländern für Flüchtlinge, die vor drängenden Herausforderungen der Einbindung von Flüchtlingen im lokalen Kontext stehen. Durch differenzierte gemeinsame Beleuchtung dieser internationalen Phänomene, können nachhaltige Antworten mit europäischer Perspektive erarbeitet werden. Lücken der europäischen Erwachsenenbildung können so zur Einbindung von Flüchtlingen genutzt und die gesellschaftliche Inklusion durch Bildung vorangetrieben werden.