Im Wandel von Politik, Recht und organisatorischer Praxis: Berufliche Ausbildung für junge prekarisierte FluchtmigrantInnen in Deutschland.


Projektart Promotion
Finanzierung
Themen
  • Aufnahme und Integration
  • Flüchtlingspolitik
Disziplinen
  • Politikwissenschaften
Projektwebseite www.regionenforschung.uni-erlangen.de
Laufzeit 10/2012 ‒
Geographischer Fokus
  • Deutschland
Institutionen
Beteiligte Personen
  • Prof. Dr. Petra Bendel
    • Betreuung
  • Angela Bauer
    • Leitung
Kurzbeschreibung

Vor dem Hintergrund des jüngeren integrationspolitischen Paradigmenwandels in der bundesdeutschen Flüchtlingspolitik wird anhand einer qualitativen Einzelfallstudie die Emergenz und der Wandel des Handlungsfeldes "Berufliche Ausbildung von jungen FluchtmigranntInnen im ungesicherten Aufenthalt" im Zeitraum 2008 bis Mitte 2016 mit policy-analytischen Instrumenten untersucht. Dieser Themen- und Aktionsbereich avancierte von den "Low Politics" zu den "High Politics", wodurch ihm gesamtgesellschaftliche Aufmerksamkeit zu Teil wurde. Junge prekarisierte FluchtmigrantInnen mit aufenthaltsrechtlicher Duldung und Gestattung wurden teilweise verstärkt als Täger sozialer Rechte von bundespolitischen Akteuren anerkannt; bei der Verwirklichung ihrer sozialen Rechte (u.a. Teilhabe an beruflicher Ausbildung) sollten sie nachfolgend auch durch bildungs- und arbeitsmarktpolitische Akteure stärker unterstützt werden. Im Forschungsprojekt interessieren insbesondere zwei Fragestellungen: Inwieweit hat sich in Deutschland ein Politik- oder Paradigmenwandel in diesem Feld ereignet? Wie und warum hat sich dieser Politikwandel vollzogen?

Die bundesrechtlichen (hard law) und programmatischen (soft law) Veränderungen in diesem Zeitraum werden zunächst anhand einer Dokumentenanalyse hinsichtlich ihrer Richtung (liberal/integrativ/inklusiv versus restriktiv/desintegrativ/exklusiv), Reichweite (umfassend versus partiell), Geschwindigkeit (langsam versus schnell) und des jeweils dominierenden Akteurs analysiert. So wird es möglich sein, den Policy Change auf der nationalen Ebene in seinen verschiedenen Phasen in einem Spannungsverhältnis von Desintegration und Integration zu verorten. Hierzu sollen folgende Unterfragen beantwortet werden: Inwieweit wurden Zugänge zu beruflicher Bildung und unterstützenden Maßnahmen für Personen mit Aufenthaltsgestattung oder Duldung geöffnet? Welche Bundesministerien und Bundesbehörden waren zu welchem Zeitpunkt federführend? Welche Bedeutung hatten das ESF-Bleiberechts-Netzwerk des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales sowie die zunehmenden Einforderungen von Wirtschaft und Gewerkschaften für den Politikwandel im Handlungsfeld? Ferner soll durch die Analyse von Veranstaltungsdokumentationen und qualitativen Interviewdaten die Perspektive lokaler und regionaler Betreuungsakteure aus verschiedenen organisatorischen Kontexten (Ausländerbehörden, Berufsschulen, lokale ESF-Bleiberechts-Netzwerke) in die Untersuchung eingebunden werden. Da die Befragungen in einem zentralen Zeitraum (2011 bis 2014) der zunehmenden Liberalisierung des Handlungsfeldes durchgeführt worden sind, können anhand dieser Bottom-up-Perspektive feinere Nuancen im Hinblick auf Hintergründe der einsetzenden Änderungen und der akteursspezifischen Querverbindungen erlangt werden (z.B. hinsichtlich relevanter Akteure und deren Vernetzung, bestehender Hindernisse, Einschätzung der Reichweite der politisch-rechtlichen Änderungen, erste Verbindungen zum Integrationsdiskurs).

Durch das Promotionsprojekt wird weiteres und vertieftes Wissen über die Relevanz von Arbeits- und (Aus-)Bildungsmarktpolitik für integrationspolitische Veränderungen im Zusammenhang mit Fluchtmigration(en) gewonnen. Die Prozesshaftigkeit der höchst dynamischen und vielzähligen Änderungen in diesem Handlungsfeld in Deutschland wurden in ihrer Breite bislang noch nicht mit policy-analytischen Instrumenten näher untersucht bzw. theoriegeleitet erklärt. Zudem werden die neu-entstandenen Zusammenhänge und Wechselwirkungen zwischen Flüchtlingspolitik und Arbeitsmarkt-/Bildungspolitik in Deutschland durch die geplante Monographie für die weitere, ggf. auch international vergleichende Forschung fruchtbar gemacht. Mithilfe der qualitativen Einzelfallstudie können Hypothesen herausgearbeitet werden, unter welchen Bedingungen sich eher integrative oder desintegrative Politiken gegenüber Geflüchteten mit prekären Aufenthaltsstauts in liberalen Demokratien vollziehen, die sich auch auf die Verwirklichung ihrer sozialen Rechte beziehen.

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