Hintergrund Nach dem anstrengenden und gefährlichen Weg nach Deutschland ist es das ausgesprochene Ziel, Geflüchtete möglichst schnell und gut zu integrieren. Bei minderjährigen Geflüchteten bedeutet dies eine Integration in das formale Bildungssystem. Die Voraussetzungen, mit denen minderjährige Geflüchtete in das Bildungssystem starten, und damit auch die Probleme, die ihnen begegnen, sind je nach Herkunftsland, individueller Fluchtgeschichte und persönlichen Voraussetzungen sehr verschieden.
Ziel Damit Jugendliche individuell gefördert werden können, ist es wichtig, die Bildungsvoraussetzungen im Sinne einer Bildungsbiografie gut zu erfassen. Ziel dieses Projektes ist es, einen Gesprächsleitfaden zu entwickeln, der die Bildungsbiografie, Zukunftswünsche und Stärken und Schwächen jugendlicher Geflüchteter im Einzelgespräch erfassen kann, um eine Individualisierung des Bildungsangebotes zu ermöglichen. Zusätzlich sollen die Ergebnisse Hinwei-se zur Verbesserung der Integration von Geflüchteten in das Schulsystem liefern.
Rahmenbedingungen der Gespräche Der Fokus soll primär auf unbegleiteten minderjährigen Flüchtlingen liegen, andere Jugendli-che (begleitete geflüchtete Jugendliche) können aber auch befragt werden. Die Erfassung der Bildungsbiografie soll zu dem Zeitpunkt erfolgen, wenn Jugendliche in die Regelschulen integriert werden. Mit jedem Jugendlichen sollen dabei zwei Gespräche von ca. 45 bis 60 Minuten geführt werden. Im Projekt werden die Gespräche durch Studierende des Studiengangs Psychologie der HSU geführt. Ein Gespräch wird durch zwei Studierende geführt: Ein Studierender leitet das Ge-spräch und der zweite Studierende protokoliert. Im ersten Gespräch soll die Bildungsbiogra-fie erfasst werden. Im zweiten Gespräch sollen die Wünsche, Ziele und die Beurteilung der internationalen Vorbereitungsklassen/Basisklassen bzw. des bisher in Anspruch genomme-nen Bildungsangebots thematisiert werden. Gespräche mit Jugendlichen, die nicht ausrei-chend Deutsch oder Englisch sprechen, sollen durch Kulturmittler aus den Schulen unter-stützt werden. Im Vorfeld wird nach entsprechender Information über den Ablauf und den Inhalt der Ge-spräche das schriftliche Einverständnis vom gesetzlichen Betreuer des Jugendlichen einge-holt. Die Informationen aus dem Gespräch sollen in einem standardisierten Dokumentati-onsbogenbogen festgehalten werden, den der Jugendliche (und bei begleiteten Geflüchte-ten ggf. die Eltern/Sorgeberechtigten) ausgehändigt bekommt. Der Jugendliche sollte diesen Bogen an die ihn unterrichtenden Lehrkräfte weitergeben (Schülerakte). Nach der Übergabe des Protokollbogens an den/die Jugendliche wird der Bogen anonymisiert und die Daten werden für Forschungszwecke in einem verschlüsselten Ordner auf dem Server der Helmut-Schmidt-Universität gespeichert.
Besondere Herausforderungen Eine Herausforderung in diesem Projekt liegt darin, das Vertrauen der Jugendlichen zu ge-winnen, und in ein Gespräch, nicht in ein „Verhör“, zu kommen. Das Thema Trauma soll ex-plizit nicht nachgefragt werden. Spricht ein Jugendlicher das Thema von sich aus an, sollen die Informationen aber dokumentiert und sachlich angemessen darauf reagiert werden (ggf. durch Vermittlung an eine Fachstelle). Bei Fragen von Jugendlichen zu rechtlichen Aspekten (wie Aufenthaltsstatus etc.) soll an endsprechende Beratungsstellen ggfs. außerhalb der Be-hörde vermittelt werden. Für die Studierenden der HSU, die Gespräche führen, muss eine regelmäßige Supervision durch Frau Kerner auch Körner und Frau Daseking gewährleistet sein.