Collective Memories and Constructions of Belonging in the post/colonial border zone around the Spanish Exclaves Ceuta and Melilla


Projektart Promotion
Finanzierung
Themen
  • Gewaltmigration
Disziplinen
  • Soziologie
Projektwebseite www.uni-goettingen.de
Laufzeit 10/2014 ‒ 10/2018
Geographischer Fokus
  • Spanien-Marokko (Grenzraum um die spanischen Exklaven Ceuta und Melilla)
Institutionen
Beteiligte Personen
  • Prof. Dr. Gabriele Rosenthal
    • Leitung
  • M.A. Eva Bahl
    • Bearbeitung
Kurzbeschreibung

Mein Promotionsvorhaben befasst sich im Rahmen des Forschungsprojekts „Die Soziale Konstruktion von Grenzräumen“ mit Praktiken des Erinnerns von Akteuren unterschiedlicher Gruppierungen in den beiden nordafrikanischen Städten Ceuta und Melilla. Mich interessieren die jeweiligen sich wandelnden kollektiven Gedächtnisse dieser Gruppierungen und die Frage, inwiefern diese postkoloniale Grenzdynamiken mitkonstituieren. Die beiden Städte wurden während der sogenannten Reconquista im 15. Jahrhundert erobert - Ceuta 1415 vom portugiesischen und Melilla 1497 vom kastilischen Königreich. Ceuta wurde dann 1668 als Ergebnis des Restaurationskrieges an Spanien abgetreten. Zur Zeit des spanischen Protektorats (1912-1956) im Norden Marokkos erhielten sie einen Bedeutungszuwachs als koloniale Zentren und heute stellen sie die einzigen Landgrenzen der EU mit dem afrikanischen Kontinent dar. An wenigen Grenzen weltweit existiert ein vergleichbares Wohlstandsgefälle. Aber auch vielfältige ökonomische, Handels- und Mobilitätsbeziehungen verbinden Spanien und Marokko an dieser Stelle. Zudem stellt der Weg über Ceuta und Melilla eine der zentralen Routen für illegalisierte Migration nach Europa dar. Der Geograph Ferrer-Gallardo bezeichnet die spanisch-marokkanische Grenze auf Grund der gemeinsamen Kolonialgeschichte und der vielen dort aufeinandertreffenden ökonomischen, politischen, kulturellen und religiösen Räume als “border of borders” (2006: 2). In meinem ethnographisch ausgerichteten Promotionsprojekt gehe ich der Frage nach, inwiefern die Wir-Bilder und Zugehörigkeitskonstruktionen der langfristig und kurzfristig in dieser Region lebenden Bewohnerinnen, zu denen u.a. Menschen aus christlich-spanischen, muslimisch-arabischen und muslimisch-berberischen (christlichen, muslimischen, spanischen, arabischen und berberischen) Herkunftskontexten gehören, von den jeweiligen Kollektivgeschichten beeinflusst sind und welche unterschiedlichen kollektiven Gedächtnisse sich ausgebildet haben. Dabei stellt sich die Frage nach familialen Tradierungen und familien- und lebensgeschichtlichen Verläufen, also der Erfahrungsgeschichte der lokalen Akteure. Weiterhin soll der Frage nachgegangen werden, in welcher Form sich die gewaltsamen Auseinandersetzungen, die in der Geschichte des post/kolonialen Grenzraumes Spanien-Marokko stattgefunden haben, in (konkurrierenden) Narrativen und kollektiven Gedächtnissen wiederfinden. Dabei gilt es, die Regeln des Diskurses zu rekonstruieren, die beeinflussen, welche Narrative mit welchen Praktiken marginalisiert und welche Ereignisse in keinem Narrativ erfasst oder an den Rand gedrängt werden. Es soll betrachtet werden, welche Gruppierungen sind in dem post/kolonialen Grenzraum Spanien-Marokko an der stetigen (Re-)Produktion und Aushandlung des kollektiven Gedächtnisses beteiligt und welche dominant sind und wie ungleiche Machtchancen interdependent mit der Dominanz des Gedächtnisdiskurses sind. Aus biographie- und gedächtnistheoretischer Perspektive sollen die Wechselwirkungen zwischen individuellen und kollektiven Gedächtnissen (d.h. den Gedächtnissen von Familien oder bestimmten Gruppierungen) und deren jeweilige Genese rekonstruiert werden. Dabei wird eine theoretische und methodische Verknüpfung der Biographieforschung mit Ansätzen und Fragestellungen der Postcolonial Studies angestrebt.

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