Academics without Borders? Wissenschaft, Arbeit und (Zwangs-)Migration im 20. Jahrhundert


Projektart Habilitation
Finanzierung
Themen
  • Flüchtlingspolitik
  • Gewaltmigration
  • sonstiges
Disziplinen
  • Geschichtswissenschaften
Projektwebseite research.uni-leipzig.de
Laufzeit 01/2010 ‒ 01/2018
Geographischer Fokus
Institutionen
Beteiligte Personen
  • Dr. Isabella Löhr
    • Leitung
Kurzbeschreibung

Die Habilitationsschrift beschäftigt sich mit der Internationalisierung akademischer Arbeitsmärkte in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Untersucht werden die Auswirkungen der Vertreibung und Zwangsmigration von Wissenschaftlern, die im Kontext der Neuordnung der osteuropäischen Staatsgrenzen 1919, der Ausbreitung von Faschismus und Nationalsozialismus in Europa und der politischen Krisen in China in den 1930er Jahren sowie der Flucht von Wissenschaftlern und Intellektuellen aus osteuropäischen Staaten in den späten 1940er Jahren neue Anstellungen im Ausland suchten. In dieser Situation gründeten sich auf Wissenschaftler und Studenten spezialisierte Fluchthilfeorganisationen, die beide Gruppen an Universitäten im Ausland vermittelten. Das Buch zeichnet die Art und Weise nach, wie diese Organisationen sich zwischen Flüchtlingsarbeit, humanitärer Hilfe und Wissenschaft positionierten. Das Interesse gilt der Art und Weise, wie sie Wissenschaft als Arbeit begriffen und sich entsprechend als eine Art globale Arbeitsvermittlungen profilierten. Im Unterschied zu andere Studien zeichnet mein Buch starke Kontinuitäten zwischen der Zwischenkriegszeit und Entwicklungen im 19. Jahrhundert. Insbesondere schließt dies die Entstehung der modernen Forschungsuniversität, die Herausbildung eines spezifischen wissenschaftlichen Internationalismus sowie die damit verbundenen Praktiken der Wissenschaftsmobilität ein. Konzeptionell bettet das Buch dieses bisher in der Wissenschafts- und Emigrationsforschung beheimatete Thema in einen größeren historiographischen Kontext ein und erschließt es für die allgemeine Geschichte. Zu diesem Zweck werden die wissenschaftlichen Fluchthilfeorganisationen mit den Themenfeldern Arbeit, Internationalismus und Mobilität verknüpft. Dies erlaubt es erstens, Vertreibung und Zwangsmigration als Phänomene zu verstehen, die mit etablierten Mustern und Praktiken akademischer Mobilität verknüpft waren, wie sie sich mit der Internationalisierung und Professionalisierung der Wissenschaften in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts herausgebildet hatten. Zweitens öffnet der Bereich Internationalismus den Blick für die Art und Weise, wie die wissenschaftlichen Fluchthilfeorganisationen auf bereits existierende transnationale Organisationsstrukturen zurückgriffen und wie sie dabei bereits vorhandene Methoden und Standards wissenschaftlicher Mobilitätprogramme auf den Bereich Flucht und Zwangsmigration anwandten. Drittens integriert die Studie wissenschaftliche Aktivitäten in das Spektrum der für die Geschichte der Arbeit relevanten Arbeitsformen und trägt damit zu einer Erweiterung unseres analytischen und historischen Verständnisses von Arbeit bei.

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