Die deutsche Gegenwartsliteratur nimmt die aktuellen Dramen um Flucht inner- und außerhalb der ‚Festung Europa‘ sowie die politischen Debatten um Teilhabe der Geflüchteten an ‚unserer‘ Gesellschaft seismografisch auf. Immer mehr Autoren leihen dabei über ihre Figurengestaltung jenen eine Sprache, denen – nicht zuletzt aufgrund von Traumata – noch keine Sprache zur Verfügung steht. Das Promotionsprojekt macht es sich zur Aufgabe, Texte aus dem frühen 21. Jahrhundert zu Flucht und Vertreibung hinsichtlich ihrer Transformation des politischen in einen literarischen Diskurs zu ordnen. Welche ästhetischen Signaturen wählen die AutorInnen bei der Darstellung von Entortungs- und Grenzerfahrungen – welche Fluchtlinien zeichnen sie in ihren Texten? Gegenwärtig lässt sich konstatieren, dass zu dieser Thematik veröffentlichte Romane und Graphic Novels sich auf zweifache Weise auch den Geflüchteten selbst öffnen: Zum einen richten sich einige Texte durch mehrsprachige Schreibverfahren nicht mehr ausschließlich an eine deutschsprachige Leserschaft, zum anderen werden bestimmte Teile mancher Texte als von Geflüchteten geschrieben ausgestellt. Eine somit angedeutete ‚Co-Autorschaft‘ sowie die öffentlichen Autorenberichte über Recherchen in Flüchtlingslagern regen an, diese aktuelle ‚Flucht-Literatur‘ auch als Teil einer neuen Protokoll-Literatur zu rezipieren. Zudem sind immer wieder intertextuelle Referenzen zur ‚klassischen‘ Exilliteratur auffällig. Zwischen historischen Rekursen einerseits und dem Bemühen um größtmögliche Aktualität andererseits changierend, ist zu klären, inwiefern gegenwärtige Flucht-Narrative auch eine Gegenrede zu politischen Diskursen formulieren.
Fluchtnarrative in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur
Projektart | Promotion |
Finanzierung |
|
Themen |
|
Disziplinen |
|
Laufzeit | 01/2016 ‒ 12/2019 |
Geographischer Fokus |
|
Institutionen |
|
Beteiligte Personen |
|
Kurzbeschreibung |
|