Die aktuellen Flucht- und Migrationsbewegungen nach sowie innerhalb Europas bilden gegenwärtig nicht nur den Gegenstand migrationspolitischer, sondern zunehmend auch sozial- und bildungspolitischer Thematisierungen. Das Thema Flucht und Migration hat damit im aktuellen politischen Diskurs eine zentrale Stellung eingenommen, wie dies historisch zuletzt zu Beginn der 1990er Jahre der Fall war. Allerdings steht die gegenwärtige Thematisierung der Folgen von Flucht und Migration insofern unter anderen Vorzeichen, als die im Zuge der Kommunalisierung sozial- und bildungspolitischer Zuständigkeiten seit Ende der 1990er Jahre angestrengte Verzahnung von Migrations-, Sozial-, Arbeitsmarkt- und Bildungspolitik im kommunalen Kontext eine zentrale Rahmenbedingung für sozial- und bildungspolitische Handlungsstrategien bildet. Die sozialpolitischen Reformen der letzten 15 Jahre haben nicht nur zur Folge, dass in den Kommunen sehr viel stärker Aufgaben sozialstaatlicher Leistungserbringung (z. B. Hartz IV-Gesetzgebung, Einrichtung von Jobcentern, Kopplung von Transferleistungen und Arbeitsmarktsteuerung) übernommen werden. Darüber hinaus treten die Kommunen infolge bildungsadministrativer Dezentralisierungsbestrebungen bildungspolitisch weitaus stärker in ihrer Rolle als Schulträger in Erscheinung, etwa im Kontext 'Regionaler Bildungslandschaften' oder lokalräumlich orientierter 'Bildungsnetzwerke'. Aufgrund der Tatsache, dass im Zuge der aktuellen Migrations- und Fluchtbewegungen in bedeutendem Ausmaß auch Kinder und Jugendliche im schulpflichtigen Alter migrieren, werden in zahlreichen Städten und Kommunen gegenwärtig nicht nur entsprechende sozialpolitische Strategien im Umgang mit Migration entwickelt, sondern auch bildungspolitische Maßnahmen auf lokaler/regionaler Ebene ausgearbeitet. Dabei zeichnet sich ab, dass die Kommunen unterschiedliche Strategien umsetzen und damit – landes- und bundesweit betrachtet – eine Varianz im bildungsinstitutionellen Umgang mit Flucht und Migration generieren, von der gegenwärtig nicht abzusehen ist, welche Folgen dies für die Bildungssituation von Geflüchteten und Migrant*innen haben wird. Das Forschungsprojekt geht der Frage nach, wie innerhalb der Institutionen und Organisationen des Bildungssystems mit Flucht und 'neuer' Migration umgegangen wird, welche Handlungsstrategien auf der Seite der Kommunen entworfen werden und welche konkreten Maßnahmen in den Bildungsinstitutionen praktisch umgesetzt werden. Mit Fokus auf die prekären Bedingungen von Bildungsteilhabe in der Migrationsgesellschaft knüpft das Projekt an die erziehungswissenschaftliche sowie bildungs- und organisationssoziologisch konturierte Forschung zur (Re-)Produktion sozialer Ungleichheit im Bildungssystem an, setzt dabei aber einen spezifischen Akzent auf das 'Interplay' zwischen kommunalen Thematisierungen/Problembeschreibungen der Sachverhalte Flucht und Migration und darauf bezogenen bildungspolitischen Problembearbeitungsstrategien einerseits, der Umsetzung von flucht- und migrationsbezogenen pädagogischen Maßnahmen im lokalen Schul- und Ausbildungssystem andererseits. Das Forschungsprojekt ist als eine mehrebenenanalytisch ausgerichtete komparative Regionalstudie angelegt, auf deren Grundlage die Analyse a) kommunaler Problembeschreibungen in Bezug auf die 'neuen' Migrations- und Fluchtbewegungen, b) der bildungspolitischen Problembearbeitungsstrategien, c) der Auswirkungen dieser Strategien auf die konkrete Praxis in Bildungsinstitutionen erfolgt.
'FLUCHT UND MIGRATION ALS BEZUGSPUNKT KOMMUNALER BILDUNGSPOLITIK UND BILDUNGSPRAXIS'
Projektart | Projekt der Institution |
Finanzierung |
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Themen |
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Projektwebseite | www.ph-ludwigsburg.de |
Laufzeit | 10/2014 ‒ 09/2018 |
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Institutionen |
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Beteiligte Personen |
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Kurzbeschreibung |
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