Das Dissertationsprojekt widmet sich der jungen Vertriebenengeneration der ehemaligen deutschen Ost- und Siedlungsgebiete und ihrem Integrationsprozess innerhalb der (west-)deutschen Aufnahmegesellschaft. Als Dachverband der äußert heterogenen Zusammenschlüsse vertriebener Kinder und Jugendlicher bietet die 1951 gegründete Deutschen Jugend des Ostens (DJO) in Anbetracht ihres umfangreichen Nachlasses, ihres weitverzweigten Wirkens innerhalb der neuen Lebenswelt sowie der vielförmigen Dimensionen ihrer Verbandsarbeit einen differenzierten Einblick in soziale Rahmenbedingungen, charakteristische Forderungen sowie individuelle Aushandlungsprozesse kultureller Identität innerhalb der jungen Vertriebenengeneration. In der Auseinandersetzung mit ihren zentralen Tätigkeitsbereichen auf den Gebieten der Integration, Erziehung, Kulturarbeit sowie (heimat-)politischem und internationalem Engagement werden diese Aspekte am Beispiel der DJO konkret greifbar. Zugleich brachten ihre Interaktion mit einflussreichen Akteuren der gesellschaftspolitischen Öffentlichkeit, ihr weltweites Netzwerk internationaler Jugendarbeit sowie die Rezeption ihres Wirkens innerhalb der bundesdeutschen Medienlandschaft einen umfangreichen Quellenkorpus hervor, der rückblickend nicht nur eine Rekonstruktion ihres Integrationsprozess aus den vielfältigen Perspektiven der deutschen Nachkriegsgesellschaft ermöglicht, sondern zugleich verdeutlicht, wie eng ihre Entwicklung mit dem gesellschaftlichen Wandel verknüpft war. Vor diesem Hintergrund wird im Rahmen der Untersuchung ebenfalls nachgezeichnet, wie die starke Heterogenität der unter dem Dach der DJO vereinten Verbände, der zähe Kampf um Partizipation und Akzeptanz, der intergenerationelle Wandel infolge des gesamtgesellschaftlichen Umbruchs seit Mitte der 1960er-Jahre sowie die zunehmende Diskrepanz von verbandsinternen Zielen und gesellschaftspolitischer Realität schließlich einen Paradigmenwechsel förderten, der die Verbandsstruktur grundlegend veränderte (seit einer ersten strukturellen Neuausrichtung im Jahr 1974 sowie einer weiteren im Jahr 2000 versteht sich die „djo – Deutsche Jugend in Europa“ heute als internationale Anlaufstelle für Flüchtlinge und Zuwanderer.) Das zentrale Anliegen dieses Forschungsprojektes ist daher, die Generation der jungen Vertriebenen als individuelle soziale Gruppe der (west-)deutschen Nachkriegsgesellschaft herauszugreifen und am Beispiel ihres organisierten Zusammenschlusses nachzuzeichnen, wie deutlich sich die sozialen und psychischen Folgen der Vertreibung sowohl in vergleichender Perspektive zu ihren einheimischen Altersgenossen als auch den Angehörigen ihrer Eltern- und Großelterngeneration unterschieden und langfristig auf ihren Integrationsprozess auswirkten.
Jugend zwischen Revanchismus und Integration: Zur Praxis der Jugendorganisation DJO-Deutsche Jugend des Ostens/djo-Deutsche Jugend in Europa im Spannungsfeld von Tradition und gesellschaftlichem Wandel.
Projektart | Promotion |
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Projektwebseite | www.gko.uni-leipzig.de |
Laufzeit | 08/2014 ‒ 07/2018 |
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Kurzbeschreibung |
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