Die politischen und gesellschaftlichen Auseinandersetzungen um die vermehrte Ankunft von Schutzsuchenden in Deutschland und Europa führten insbesondere seit etwa 2012/13 zu einer neuen Aktualität der Forschung über Flucht und Flüchtlinge. Der erhebliche Anstieg der Anzahl der Projekte, die Verankerung der Flucht- und Flüchtlingsforschung in der wissenschaftlichen Arbeit vieler Forschungseinrichtungen, das Anwachsen der Zahl der beteiligten ForscherInnen und insbesondere des wissenschaftlichen Nachwuchses, aber auch das deutlich gewachsene Interesse von Drittmittelgebern sind Indikatoren eines sich formierenden Forschungsfeldes.

Dieses Feld der Flucht- und Flüchtlingsforschung im Entstehen war Gegenstand des Verbundprojekts Flucht: Forschung und Transfer (FFT). Es wurde vom BMBF gefördert sowie vom Institut für Migrationsforschung und Interkulturelle Studien (IMIS) der Universität Osnabrück und dem Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) umgesetzt. Die quantitative und qualitative Bestandsaufnahme durch das Projekt, insbesondere eine umfangreiche Projektdatenbank und zehn umfangreiche Berichte zum Stand der Forschung zu zentralen Aspekten der Flucht- und Flüchtlingsforschung (Kap. 1.1), sind Ausgangspunkt dieses Berichts.

Auf dieser Grundlage wird deutlich, dass das Forschungsfeld noch in hohem Maße fragmentiert, selten interdisziplinär orientiert und in relativ geringem Umfang durch kooperative Forschung sowie Vernetzung geprägt ist. Es finden kaum längerfristig ausgerichtete und als Grundlagenforschung zu bezeichnende wissenschaftliche Aktivitäten statt. Zudem ist die Forschung vornehmlich auf Aspekte der Aufnahme und Integration in Deutschland ausgerichtet, während Themen mit einer transnationalen und globalen Perspektive nur marginal vertreten sind.

Dieser Bericht präsentiert als umfassende Bestandsaufnahme des Forschungsfeldes zugleich einige Grundlagen für die zukünftige Entwicklung, Vernetzung und Strukturbildung der Flucht- und Flüchtlingsforschung. Ziel ist die nachhaltige Etablierung des Forschungsfeldes, um durch exzellente Forschung die deutsche und internationale Wissenschaftslandschaft zu prägen sowie Innen- und Außenpolitik, Internationaler Organisationen und Praxis sowie Öffentlichkeit und Medien Orientierungswissen bezüglich Fragen zu Flucht und Flüchtlingen zur Verfügung zu stellen.