Am 22. und 23.03.2018 trafen sich in Bonn Wissenschaftler*innen und Expert*innen, die sich in ihrer Arbeit mit Fragen der Mobilität und Immobilität sowie der Rückkehr und Reintegration Geflüchteter auseinandersetzen. Während des zweitägigen Workshops am Internationalen Konversionszentrum Bonn (BICC) diskutierten sie zwei im Projekt „Flucht: Forschung und Transfer“ entstandene Literaturberichte und zukünftige Forschungsperspektiven. Darüber hinaus stand die Vernetzung im Mittelpunkt.

Verhältnismäßig wenige Wissenschaftler*innen in Deutschland beschäftigen sich in ihrer Forschung mit den Migrationsrouten von Schutzsuchenden, ihren Mobilisierungsstrategien und Fluchterfahrungen sowie Situationen ‚erzwungener Immobilität‘ auf der Flucht. Fragen von Abschiebung und freiwilliger Rückkehr sowie Prozesse der Reintegration in Herkunftsländern stehen bisher ebenfalls (noch nicht) im Mittelpunkt des Forschungsinteresses.

Teilnehmer*innen diskutieren den Arbeitsbericht von Elke Grawert zu „Rückkehr und Reintegration Geflüchteter“     © Hannah Schimpl

In diesen Themenfeldern ausgewiesene Wissenschaftler*innen und Expert*innen diskutierten am ersten Tag des Workshops ein von Elke Grawert (BICC) verfasstes Arbeitspapier zu „Rückkehr und Reintegration Geflüchteter“. Die Teilnehmer*innen erörterten den aktuellen Forschungsstand, sprachen über die Einordnung der im Bericht aufgezeigten Erkenntnisse aus unterschiedlichen disziplinären Perspektiven und diskutierten den zukünftigen Forschungsbedarf.

Es wurde aufgezeigt, dass bislang nur wenige Studien die Vorstellungen von Geflüchteten hinsichtlich des richtigen Zeitpunktes, der Art und Dauerhaftigkeit von Rückkehr überhaupt thematisieren oder untersuchen. Die Teilnehmenden stimmten überein, dass Rückkehr und Reintegration als Prozess im Flucht- und Migrationsverlauf zu betrachten sind, aber nicht als Endpunkt. Als Forschungsdesiderat wurde u.a. eine langfristige und multi-lokale Forschung im Themenfeld Rückkehr und Reintegration gefordert.

Teilnehmer*innen diskutieren zusammen mit Albert Kraler (via Skype zugeschaltet) die politischen Handlungsempfehlungen  zur „(Im)Mobilität von Schutzsuchenden“                                                                  © Hannah Schimpl

Auf Grundlage des von Benjamin Etzold (BICC) erstellten Forschungsberichts zu „Mobilität und Immobilität im Kontext von Flucht und Vertreibung“ diskutierten die Teilnehmer*innen den Stand und die Lücken aktueller Forschung zu Migrations- und Fluchtwegen und zu Mobilisierungsstrategien Geflüchteter. Sie hoben die große Bedeutung von transnationalen sozialen Netzwerken, lokaler Infrastruktur und kommerziellen Dienstleistungen für die Mobilität hervor und betonten die Komplexität, Multi-Direktionalität und lange Dauer von gegenwärtigen Fluchtbewegungen.

Zudem wurde die Schwierigkeit (und z.T. Sinnlosigkeit), Flucht- und Migration kategorisch voneinander zu trennen, diskutiert. Tiefergehende Auseinandersetzungen mit Infrastrukturen und Ökonomien, welche Mobilität erst ermöglichen, mit auf der Flucht entstehenden Situationen ‚erzwungener Immobilität‘ und dem Zusammenhang von Geschlecht, sozialer Klasse und (Im)Mobilität wurden als wesentliche Forschungsdesiderate benannt.

Am zweiten Tag des Workshops erarbeiteten die Teilnehmer*innen Botschaften und zentrale Handlungsempfehlungen für die Politik sowie humanitäre und zivilgesellschaftliche Organisationen, welche sich auf neueste Forschungserkenntnisse und -perspektiven stützen. In der politischen Beratung sowie in internationalen Organisationen tätige Expert*innen brachten hierbei ihre vielfältigen Erfahrungen sehr fruchtbar ein.

Die Veröffentlichung der beiden beim Workshop diskutierten Berichte sowie der dazugehörigen Policy Briefs ist für Juni 2018 vorgesehen.